Textsinfonien    

Eine Komposition aus Texten, malerischen Kreationen, Gedichten und Fotos




Aus meinem Leben in Costa Rica 





Es ist Abend in Costa Rica! Ein wundervoller Tag weicht der Nacht, ohne die es keinen neuen Morgen gäbe! Auf einem Baumstamm sitzend, im Schatten einer Kokospalme, die Füße im warmen Sand, beobachte ich das entstehende Gemälde eines leidenschaftlichen Künstlers am Himmel. Die Farben sind meisterhaft gewählt! Gelb für Optimismus und Freude! Orange für Wärme und Geborgenheit! Rot für Energie und Liebe! Alles vermischt sich in eine sensationelle Harmonie von Strukturen! Das silbern glitzernde Meer rauscht zustimmend und erzeugt einen unwiderstehlichen Anblick dieses überwältigenden Phänomens! Ruhe und Frieden stellen sich ein. Jeden Sonnenuntergang erlebt man neu! Keiner gleicht dem anderen. Die Einfärbung ist vielfältig, wie die Palette eines Malers! Man kann nie genug davon bekommen! Kein Wunder, dass sie zu den beliebtesten Fotomotiven zählen!

 

Wann immer ich möchte, kann ich mir diesen Luxus erlauben! Ja, Luxus ist für mich, viel Zeit zu haben für Dinge, die mir gut tun! Ich denke, Luxus definiert sich in unserer Gesellschaft ganz neu, bewegt sich weg vom Materiellen zu etwas Immateriellem! Dazu gehört Zeit, Gesundheit und Sicherheit! Darin besteht ohne Zweifel ein Mangel! Die westliche Welt wird zwar immer noch als eine wahrgenommen, der es wichtig ist, ihren Reichtum zu demonstrieren! Es ist die östliche Welt, die dieses Denken beeinflusst! Ganz andere Lebensphilosophien verändern unser Verhältnis zum eigenen Körper und zur Gesundheit! In unserer Leistungsgesellschaft ist Zeit ein rares Gut! Zeit zu haben ist ein Luxus und das zu tun, was uns Freude bereitet, gelöst von Zwängen 

Foto: Inga Treu Fotografía


Und Barfuss gehen! Das ist ein Gefühl von Freiheit und Ungezwungenheit, ein Hauch von Kindheit! Wir haben verlernt, das Erdreich zu spüren! Das Kitzeln der Grashalme zwischen den Zehen zu deuten! Wie auf Wolken samtweiches Moos zu ertasten! Im kühlen Nass zu waten! Auf Kieselsteine zu treten, auch wenn das manchmal etwas sticht! Uns in das Bewusstsein zu rufen, dass ungefähr 70 000 Nervenenden an unseren Füßen die empfundenen Impulse an unsere Organe weiter geben wollen, um sie gesund zu erhalten! Ähnlich einer Fußreflexzonenmassage! Schon die Vorstellung löst ein Wohlgefühl aus!

Foto. Inga Treu Fotografía


Ein Hauch von Melancholie streift mein Inneres! Die Sonne endgültig im Meer verschwunden, nichts ist bleibend! Meine Gedanken begeben sich auf die Reise! In wenigen Wochen jährt sich zum zwölften Mal der Tag, an dem ich den Boden des Landes betreten durfte, welches mir zur zweiten Heimat geworden ist. Ich betrachte mein Leben hier als Geschenk! Denn kurz vor dem Ankommen auf diesem fantastischen Stückchen Erde, hing es am seidenen Faden!  Dieses Wunder wird mich als ewiger Bestandteil meines Empfindens begleiten! 

 

So viel Neues steht mir offen! Das ganz andere Leben hat mich verwandelt! Ich weiß jetzt, was mir wichtig ist, was ich nicht brauche und was ich nicht mehr haben möchte! Fähigkeiten, von denen ich nichts ahnte, sie nicht einmal erträumte, sind hier zutage getreten. Gebe ihnen Zeit und Raum und es erfüllt mich mit einem nicht in Worte zu fassenden Glücksgefühl.

Foto: Inga Treu Fotografía


Mein Dasein ist bunt! Ich liebe die Farben und höre ihnen zu! Sie erzählen großartige Geschichten! Habe das Leben vereinfacht! Ballast abgeworfen! Platz gemacht für frische Ideen und deren Verwirklichung! Keine Eile, keine Hektik, gehört der Vergangenheit an! Möchte nicht mehr tauschen! In der Einfachheit liegt die Zufriedenheit! Es ist ganz leicht, sich daran zu halten! Das bestätigen glücklich lächelnde Menschen um mich herum! Bin angekommen und möchte bleiben!


Inmitten üppiger Natur, schlafenden und aktiven Vulkanen, steilen Gebirgsketten, dampfenden Regenwäldern, exotischen Pflanzen, vielfältiger Tierwelt, erfrischenden Bergbächen, menschenleeren Stränden, angenehmem Klima, spielt die Menschlichkeit eine herausragende Rolle! Nicht was Du hast oder bist! Hier lebt man miteinander, nicht gegeneinander! Familie und Gemeinschaft stehen an erster Stelle. Man macht sich nicht allzu viele Sorgen. In einem Land des Friedens sind Liebenswürdigkeit, Respekt und Fürsorge geschätzte Werte! Jetzt und hier wird gelebt! Man arbeitet um zu leben! Nicht umgekehrt!  

 

Es begann mit einer Vision 


Deutschland, 22.00 Uhr nach einem endlosen, erfolgreichen Tag. Hatte mich von meinem letzten Kunden verabschiedet. Glücklich und ausgelaugt! Arbeitete öfter so lange. Meine Kundschaft schätzte die von mir vergebenen Abendtermine. Bekam sie mit Produktverkäufen und großzügigen  Trinkgeldern honoriert. Machte niemand außer mir! Dachte viel zu viel an das Wohl anderer! Dafür wurde ich weiterempfohlen, musste keine Werbung schalten!   

 

Ich verließ meine Geschäftsräume, die sich ebenso in unserem Haus befanden. Mein Mann Wolfgang wartete auf der Terrasse mit einem Snack aus Oliven, Käse und knackigem Baguette. Dazu einen Rotwein. Wie ich das liebte! Nach totaler Verausgabung! Milde Temperaturen zur beginnenden Nacht ließen mich tief durchatmen! Ein heißer Sommertag verabschiedete sich leise. Steckte noch in meinen Arbeitskleidern. Ganz in Weiß! Nicht mehr so ansehnlich zu dieser Tageszeit, der Anblick zeigte dennoch eine tüchtige Geschäftsfrau, die weiß, was sie will!  

Foto: Inga Treu Fotografía


Versuchte in die Privatsphäre einzutauchen, was mir nicht so schnell gelang! Wollte noch wenigstens eine Stunde genießen, bevor ich todmüde in mein Bett fallen würde! Es war so schön hier! Diese Ruhe! Die Terrasse, eingebettet in den Teich. Daneben drei Birken, angestrahlt von grünem Licht. Dahinter der mit Steinmauern angelegte Garten, märchenhaft und mystisch im gespenstigen Mondlicht! Ich hatte viel zu wenig Zeit, mich daran zu erfreuen!  


Möglicherweise erriet  Wolfgang meine Gedankengänge. Diesen Augenblick nutzte er, um mir seine Vorstellung über unser zukünftiges Leben mitzuteilen!  Meine fragenden Augen forderten eine Antwort! Nach kurzer Pause vernahm ich sein Geständnis, dass er sich ein paar Jahre früher von der Berufstätigkeit verabschieden könnte und somit frei wäre für eine Residenz mit mir in einem sonnigen Land! Diese Idee passte zu meinem Mann, denn er hatte geschäftlich die halbe Erdkugel bereist, liebt fremde Kulturen und kann sich problemlos integrieren! Wollte ich mein Leben anders gestalten? Darüber machte ich mir keine Gedanken! Nicht in diesem Moment! Und auch nicht morgen! Was sollte ich ihm erwidern?    

Foto: Inga Treu Fotografía


Blitzartig spürte ich die Bindung zu meinem Kosmetikstudio, an dem ich so hing. Und zu meinen Kunden, die so gerne zu mir kamen! Gestaltete die Räume mit so viel Liebe und Hingabe in warmen Farben! Darin eingebettet, ein Hauch wohlriechender Duftöle. Die Seminare meiner Produktfirma aus Paris! Sie wurden in der deutschen Niederlassung in Köln abgehalten. So umfangreich und interessant wie die Abende mit den Kolleginnen, an denen ein reger Austausch gewährleistet war! Nicht zu unterschätzende Motivation! Aufgeregte Bräute, die ich für ihren schönsten Tag im Leben mit einem Profi Make Up ausstatten durfte! Der Heilpraktiker mit dem ich zusammen arbeitete! Ein Herzensbrecher! Das schmeichelte meinen Kundinnen! War immer amüsant, wenn er bei mir war und ihre Falten auffüllte, die Nadeln schmerzhaft ertragend! Nie fehlte der Humor in entspannter Atmosphäre! Dieses lebhafte Bild beflügelt mich zu einem Lächeln! Seine Arbeit überzeugte! All das schoss mir spontan in den Kopf! Meine Arbeitswelt prägte mein Leben! Nein, das wollte ich nicht vorzeitig aufgeben!  

War schon 40 Jahre alt, als ich mich für eine neue Berufsrichtung entschied. Die Kinder aus dem Gröbsten, wählte ich die beste Ausbildung zur Kosmetikerin! Habe mein Staatsexamen mit der Note 1,1 in 14 Fächern abgeschlossen, als älteste Schülerin in der Klasse! Bestand auf einen Platz in der ersten Reihe! Wollte alles mitbekommen und meine Aufmerksamkeit entging keiner Lehrkraft! Eine stolze Leistung mit Auszeichnung der Schulleitung! 


Lernte wie eine Irre! Die Akzeptanz der Jüngeren förderte den Mut! Wollte mir und anderen beweisen, dass man alles erreichen kann! Auch wenn man nicht mehr so jung ist! Es folgten Weiterbildungen zur Visagistin, in der Ayurvedischen Lehre, Ganzkörpermassagen, Ernährung, Farb- und Stilberatung. Mein größter Wunsch, als Heilpraktikerin zu arbeiten, konnte ich leider aus zeitlichen Gründen nicht verwirklichen! Bereue sehr, dass ich diese Qualifikation nicht eingefordert habe! War zufrieden mit der augenblicklichen Situation! Meine Klienten mochten mich und ich konnte sie kompetent zufrieden stellen! Und das 10 Jahre mit großem Erfolg und hundertprozentigem Einsatz!  

Foto: Inga Treu Fotografía

Bekam so viel zurück von ihnen! Alle konnten abschalten und sich regenerieren bei mir. Dafür wählte ich Entspannungsmusik mit 60 Takten in der Minute, gleich dem Ruhepuls. Den Rest bewältigten meine "heilenden Hände". Die Wortwahl meiner lieben Kunden! Ist mir fast peinlich, hier davon zu berichten!   


Meinem Mann blieb ich an diesem denkwürdigen Abend eine Antwort schuldig! Er versicherte mir, nicht beeinflussend auf mich wirken zu wollen. Wenn ich seine Vorstellung nicht teilen könne, wäre das für ihn kein Problem. Damit ruhte dieses Thema für eine bestimmte Zeit! Monate vergingen. Niemals wurde über den Abend mit der sonderbaren Anmerkung meines Mannes gesprochen. Wir waren beschäftigt und der Alltag nahm seinen gewohnten Lauf.   


Wenn mir damals jemand gesagt hätte, dass ich eines Tages Reis und Bohnen, Rühreier und gebackene Bananen zum Frühstück essen, Bier aus der Flasche trinken, Spanisch sprechen, einen Cowboyhut tragen und auf einem Pferd sitzen würde, ich hätte ihn kopfschüttelnd ausgelacht! Nein, das ist nicht meine Welt! Niemals!   


Meine Hände, die heilenden, berührenden und helfenden, sie brachten eine gewaltige Wende in die routinierte Welt! Ganz plötzlich traten Schmerzen auf, steigerten sich rasend schnell zur Unerträglichkeit! Das konnte ich mir nicht leisten! Arbeitete alleine! Ich verzweifelte! Ärzte fanden keine Ursache, behandelten mich falsch! Führte meinen Job trotzdem weiter! Das ging nur mit starken Schmerzmitteln, doch sie verlorenen bald ihre Wirkung. Der Ohnmacht nahe verließ ich abends mein Geschäft, solch heftige Qualen kann kein Mensch ertragen und auch noch arbeiten! Weitere Fachärzte wurden konsultiert! Immer das gleiche! Niemand konnte mir helfen! 


An einem Abend versagte meine Stimme! Die Schmerzen führten zu dieser Lähmung. Mein Mann chauffierte mich in der Nacht zum Notarzt, der mir eine Ladung Kortison verpasste! Erst zwei Stunden später, die ich sitzend auf der Couch verbrachte, trat eine leichte Besserung ein! Nach Monaten wurde eine Arthritis diagnostiziert, doch die medizinische Behandlung zeigte sich erfolglos. Ich funktionierte trotzdem weiter! Niemals werde ich diese schwere Zeit vergessen! Linderung und Hilfe verspürte ich ganz langsam und geduldig mit Naturheilmitteln, die ich mir selbst durch endlose Recherchen ausgesucht hatte. Meine Arbeit blieb weiterhin eine Herausforderung für mich. Ich gab nicht auf, noch nicht!   

Foto: Inga Treu Fotografía

Morgens, an einem klirrend frostigen Wintertag. Stand am Fenster während einer kleinen Pause und beobachtete die Menschen, eingepackt in dicke Jacken, Stiefeln und Mützen. Schneeregen vor den Augen! Dominierendes Grau! Stimmungskiller! Meine Hände die Wärme auf der Heizung suchend! Sie mochten keine Kälte, konterten mit Schmerzen! Stellte mir vor, wie schön es wäre, nie mehr frieren zu müssen! Und mein Sinn malte wie mit feinen Pinselstrichen ein Bild von Sonne und Meer, von goldgelbem Sand und nackten Füßen, von einem Leben ohne Stress! Die Erscheinung ließ sich nieder und sie wurde mein Freund! Ich weiß nicht mehr, wie lange ich gezögert habe, über die schon eingemeißelte Illustration in meinem Kopf zu sprechen!  


Wolfgang muss sehr überrascht gewesen sein, als ich jetzt diejenige war, die den Gedanken einer Veränderung unserer Lebensgestaltung wieder in Gang setzte. Und ab sofort hüteten wir beide ein Geheimnis, von dem noch niemand etwas erfahren durfte! Nichts sollte überstürzt werden!  

 

Das ist ein Auszug aus meinem Buch, welches ich noch zu Ende schreiben möchte! Die Veröffentlichung wird sich ein bisschen verzögern, der Wechsel nach Spanien und die sofort angrenzende Corona-Krise hat mein Ankommen verzögert und mich in eine Schreibblockade versetzt! Unvorhersehbares kreuzt manchmal unseren Weg und fordert Geduld! 


Trotzdem werde ich auf dieser Seite von Costa Rica berichten, viele Fotos einbauen und sie kommentieren! 

 
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